Pokalsieg beim Chorfestival in Kassel.


Der Liederkranz Usenborn ist ein Chor, dem es Spaß macht, leistungsorientiert zu arbeiten. Jedes Jahr stellen sich die Sänger neuen musikalischen Herausforderungen und erarbeiten sich in den wöchentlichen Chorproben neue Stücke. Ausgewählt werden solche Werke, die den Chor weder unter- noch überfordern, die ihm gleichzeitig aber auch ermöglichen, sich musikalisch und stimmlich weiter zu entwickeln. Es ist dann selbstverständlich, dass die Sänger und ihr Chorleiter diese Entwicklung im Wettbewerb mit anderen Chören austesten wollen, um daraus wieder Erfahrungen zu sammeln für die weitere Arbeit.

34 Chöre nahmen am Volksliederwettbewerb in Kassel teil.

Soviel zur Theorie. Praktisch ist so eine Wettbewerbsteilnahme für alle Beteiligten immer eine äußerst aufregende Sache. Das konnte man auch in diesem Jahr wieder erleben, als der Liederkranz nach Biebergemünd zu den Kasseler Harmonie-Chören reiste. Diese veranstalteten dort das erste Main-Kinzig-Chorfestival, in dessen Rahmen am Sonntag, dem 15. Mai, ein nationaler Volksliederwettbewerb stattfand.

Schon früh am Morgen trafen sich die Usenborner Sänger im heimischen Bürgerhaus, um ihre Stimmen warm zu machen und die Wettbewerbsstücke noch einmal zu proben. Chorleiter Matthias Schmitt rief seinen Sängern einzelne diffizile Passagen noch einmal ins Bewusstsein. Dann ging es mit dem Bus in Richtung Spessart. Die Usenborner erwartete ein wolkenverhangener Himmel, unter dem ein großes Festzelt aufgestellt war. Der Wettbewerb selbst fand in der benachbarten, neu errichteten Kasseler Konzerthalle seinen Verlauf. 34 Chöre waren angereist, die Auftrittszeit für den Liederkranz war gegen 14 Uhr angesetzt.

Nach einem weiteren Ansingen mit aufmunternden Hinweisen des Chorleiters, der am Vortag bereits mit seinem Chor HARMONIE Bernbach einen Preis beim Chorwettbewerb errungen hatte, warteten die Sänger am hinteren Eingang der Konzerthalle gespannt auf ihren Auftritt. Nachdem die Chöre der Gemischten Klasse G2a gesungen hatten, war es nun endlich soweit: Die Männer aus Usenborn eröffneten die Kategorie der Männerchöre M3 von 29 bis 39 Sängern. Insgesamt zehn Chöre hatten sich für diese Klasse angemeldet, die deshalb geteilt worden war. Mit dem Liederkranz Usenborn waren Männerchöre aus Rothenbergen, Leuscheid, Watzenborn- Steinberg und Steinefrenz am Start.

Für einen Chor wird es immer wieder als heikel angesehen, als Erster in einer Kategorie zu singen, aber das war in diesem Falle einfach Schicksal. Die Usenborner nahmen sich vor, das Beste aus der Situation zu machen und die Messlatte möglichst hoch anzusetzen. Vor fachkundigem Publikum in der voll besetzten Konzerthalle und natürlich vor den beiden Preisrichtern Prof. Michael Schmoll aus Dortmund und Stefan Claas aus Aschaffenburg brachte der Chor seine Vorträge zu Gehör.

Im Vergleich zum Vorjahresprogramm hatte Matthias Schmitt das Wettbewerbsprogramm ein wenig umgestellt: Zwei Stücke wurden kontinuierlich weiterentwickelt und ein Neues kam in diesem Jahr hinzu. Mit „It was on a Monday Morning“ (Siegfried Strohbach), einem polyphonen Arrangement in englischer Sprache, begannen die Usenborner ihren Vortrag. Als zweites Volkslied trugen sie eine musikalische Naturbetrachtung in schwedischer Sprache vor: „Pa fjället i sol“ (Von den Bergen im Licht) des Spätromantikers Wilhelm Peterson-Berger. Den Abschluss bildete dann ein Stück aus Österreich: „Bitte Betti“ von Herwig Reiter. Dieses ursprünglich für Frauenchor komponierte, sprachtechnisch und rhythmisch sehr anspruchsvolle Werk, beschreibt die elterlichen Mühen mit einem ungehorsamen Kind.

Das Publikum honorierte jedes Lied mit lang anhaltendem Applaus und besonders nach dem letzten Stück „Bitte Betti“ ertönten einige Bravorufe. Auch die Sänger auf der Bühne hatten den Eindruck, dass sie heute einen besonders guten Tag erwischt hatten: Der Auftritt verlief wie am Schnürchen und der Chorleiter signalisierte seine Zufriedenheit schon während der Vorträge. So konnte man nach dem Auftritt glücklich die Bühne verlassen. Zum großen Teil blieben die Sänger im Saal, um – jetzt etwas entspannter – die weiteren Chöre in der Gruppe anzuhören. Besonders der Chor aus Steinefrenz bestach durch einen runden und schönen Chorklang.

„Bitte Betti“ - Mut zur innovativen Chorliteratur wurde belohnt...

Die Entscheidung lag nun bei den Wertungsrichtern und so war Warten angesagt, bis alle Kategorien beendet waren. Die Zeit wurde für ein gutes Mittagessen und kühle Getränke an der Theke im Festzelt genutzt. Einige Sänger lauschten auch noch weiter dem einen oder anderen Chor im Konzertsaal, vor allem aber den großen Männerchören der Klassen M2 und M1. Wie üblich bei so einer Veranstaltung, füllte sich das Festzelt nach dem Singen zusehends, bis um etwa halb acht die Punktbekanntgabe vonstatten ging. Die Spannung im Zelt war förmlich zu greifen.

Die Punkte wurden in der Reihenfolge der Auftritte verlesen. Nach der Kategorie G2 kam man zur M3 und zum Liederkranz, der für seine vorgetragenen Volkslieder 116, 114 und 117 Punkte, also insgesamt 347 Punkte erhielt. Ein Sänger bemerkte, dass dies bis dahin die höchste Wertung aller Chöre war. Dann kam die Wertung von Rothenbergen, die ihnen 316 Punkten einbrachte und Leuscheid, die mit 331 Punkten bedacht wurden. Mit großem Punktvorsprung war der mittlere Platz den Usenbornern in ihrer Gruppe also schon mal sicher. Die Wertung für Germania Watzenborn-Steinberg lag dann mit 323 Punkten noch unter der Leuscheids. Damit war nun auch der zweite Platz gesetzt. Aber wie würde Steinefrenz abschneiden? Mit Spannung wurden die einzelnen Punkte vorgelesen. Volkslied A 115, B 116 und C ebenfalls 116 Punkte. Damit lag der Liederkranz mit dem Frohsinn Steinefrenz bei gleicher Gesamtpunktzahl gemeinsam auf dem ersten Platz in ihrer Gruppe. Jubel und große Freude über die in ihrer Kategorie mit Abstand überragende Wertung machte sich bei den Sängern des Liederkranzes breit.

Es folgten die weiteren Ergebnisse. In der zweiten Gruppe der M3 konnte nur ein Chor mit einer noch höheren Punktezahl bestechen: Der renommierte Männerchor Niederzeuzheim mit 351 Punkten unter der Leitung von Jürgen Faßbender. In der M2 gab es auch nur einen Chor mit einer besseren Wertung: Münchholzhausen mit 352 Punkten. Als dann die Punktbekanntgabe mit der Kategorie M1 abgeschlossen war, wurde den Usenborner Sängern klar, dass sie gemeinsam mit Steinefrenz nicht nur ihre Klasse gewonnen hatten, sondern auch – und das ist das wirklich Erstaunliche – von den 34 teilnehmenden Chören die insgesamt dritthöchste Punktzahl erreichen konnten. Mit Umarmungen und gegenseitig Gratulationen gaben die Sänger ihren Stolz zum Ausdruck. Aufgrund der Punktgleichheit mit Steinefrenz musste noch der Siegerpokal ausgelost werden. Auch hier war dem Liederkranz das Glück hold und so fuhren die Sänger anschließend mit dem Bus in Feierlaune nach Hause, um in ihrem Stammlokal in Usenborn diesen denkwürdigen Tag ausklingen zu lassen.

Die Teilnahme beim Main-Kinzig- Chorfestival war ein großes Ereignis für den Liederkranz und bedeutet einer der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte. Ein großes Lob und herzliche Gratulation gebührt Chorleiter Matthias Schmitt, der dem Chor diese großartige Leistung entlockt hat. Ein herzlicher Dank gilt auch den Menschen, die den Chor tatkräftig unterstützt haben, die an ihn glaubten und immer mitgefiebert haben.